Inklusion statt Selektion: Jedes Kind genügt – jedes Kind erhält Zeit – jedes Kind gewinnt
Heute werden Kinder bereits während der obligatorischen Schulzeit in unterschiedliche Schultypen und Leistungsniveaus eingeteilt. Diese Selektion kommt zu früh. Sie trennt und kategorisiert die Kinder zu einem Zeitpunkt, wo ihr Potenzial noch gar nicht richtig eingeschätzt werden kann. Viele Kinder können ihre Entwicklungsmöglichkeiten nur schlecht entfalten und werden in ihrer weiteren Schul- und Ausbildungslaufbahn eingeschränkt.
Der VSoS setzt sich in Politik und Gesellschaft dafür ein, dass kein Kind mehr durch Selektion vom Schulalltag am Wohnort oder von Bildungschancen ausgeschlossen wird. Er fordert die Aufhebung der Selektion während der obligatorischen Schulzeit sowie eine konsequente Umsetzung der Inklusion.
Von der Inklusion profitieren alle Kinder. Sie steht für Lernfreude, Vielfalt und Förderung der individuellen Begabungen aller Schüler:innen – und sie ist ein Grundrecht. Eine inklusive Schulkultur strahlt aus auf Familien und Gesellschaft. Wie die Schulklassen ist auch die Gesellschaft heterogen zusammengesetzt und benötigt Inklusion statt Trennung.
Inklusion ist auch in der heutigen Volksschule möglich, wenn Selektion, Notendruck und das ständige Vergleichen im Klassenverband wegfallen. Viele Ressourcen, die heute für Selektionsverfahren aufgewendet werden, können viel gewinnbringender für echte Lernqualität eingesetzt werden.
Inklusion bedeutet:
- Lernfreude
Kinder sind von Natur aus lernfreudig! Diese Lernfreude darf nicht länger mit selektionierenden Noten im Keim erstickt werden. So sind Kinder und Jugendliche auch bereit, mehr Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen.
- Ressourcen
Die Lehrpersonen sind die wichtigsten Akteure in der Volksschule. Sie brauchen die bestmögliche Ausbildung, Unterstützung und genügend Ressourcen, um diese gesellschaftlich wichtige Aufgabe adäquat und stufengerecht wahrzunehmen.
- Lernort
Eine förderliche Lernumgebung lebt von einer Willkommenskultur allen Kindern gegenüber. Sie schafft Rahmenbedingungen für förderorientiertes Lernen.
- Individualisierung und Differenzierung
Die Schüler:innen werden in einem individualisierenden und differenzierenden Unterricht in ihrem Lernen so unterstützt, dass ihr Potenzial optimal gefördert wird.
- Coaching
Die Schüler:innen werden individuell begleitet. Dazu gehören regelmässige Besprechungen und Lernstanderhebungen mit empathischen und wertschätzenden Rückmeldungen.
- Beurteilung
Die Schüler:innen erhalten am Ende des Schuljahres einen ausführlichen Bericht über ihren Lernstand und Lernprozess in Anlehnung an den Lehrplan 21.
Das Positionspapier wurde an der Hauptversammlung vom 27. Oktober 2022 verabschiedet und löst das Papier von 2011 ab. Dieses kann aber ebenfalls weiterhin eingesehen werden auf www.vsos.ch > Publikationen > Downloads.